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26. Juni 2022
IRONMAN EM Frankfurt
Radbestzeit, 2,5 Stunden in Führung und jede Menge TV-Zeit lautet meine positive Bilanz der IRONMAN EM in Frankfurt. Am Ende hat es für Platz 8 gereicht.
Vor dem Rennen überlege ich immer, mit wem ich auf die Radstrecke gehen möchte. Dementsprechend wähle ich meine Startposition - Kristian Hougenhoug oder Rasmus Svenningson?
Ich habe mich für Kristian entschieden. Das war vielleicht etwas zu ambitioniert. Am Ende fand ich Rasmus' Füße nach 500m. Ich habe dann das Tempo für die zweite Runde vorgegeben. Das Schwimmen an der Spitze ist sicherlich nicht ideal. Aber es ist passiert und ich wollte keine Zeit mehr verlieren. 4:30 Minuten Rückstand auf die große Gruppe war dann im Bereich meiner Möglichkeiten.
Mit vier Minuten Rückstand war klar, daß Loch kann ich nicht in einer Hauruck Aktion, sondern nur über die Zeit schließen kann - also kontrollierte Offensive. Trotzdem verringerte sich dir Rückstand auf den ersten 60km nicht nennenswert. Plötzlich jedoch halbierte er sich und bei Kilometer hatte ich den Anschluss geschafft.
Ich brauchte etwa 15km, um mich durch die Gruppe zu kämpfen. Dabei sah ich mehrfach Szenen, die nicht mit der Windschattenregelung vereinbar sind. Aber derzeit scheint es einfacher eine Sanktion für Kleinigkeiten, wie Blocking, Littering, u.ä. zu bekommen, als für Aktionen, die das Rennergebnis tatsächlich verändern.
Das unrhythmische Fahren durch die Gruppe war in Summe zwar leistungsmäßig effektiver, aber mental sehr anstrengend. Einen Versuch wegzuspringen wollte ich mir leisten und relativ schnell konnte ich ein Loch reißen. Dann kehrte ich zu meiner Reisegeschwindigkeit zurück, bis ich 30min vor dem Wechsel ein wenig herausnahm, um mich nach der Belastungsspitze noch ein wenig für den Lauf zu schonen.
Mit den vier Minuten Vorsprung wollte ich beim Laufen zu Beginn nicht allzu viel riskieren. Meinen Prognosen nach würde ein solider Marathon für meine persönlichen Ziele (mit einem Podiumsplatz hätte ich die Kona Quali sicher und auch die Reise finanziert) reichen. Die Verfolger müssten erstmal vier Minuten schneller laufen und das traute ich nicht vielen zu.
So wurde ich auch nicht unruhig, als ich die Führung verlor.
Ab dem Halbmarathon wurde es aber schon deutlich schwerer und bis Kilometer 30 war dann auch die Konaquali weg. Ins Ziel kam ich als 8. Eine Erklärung oder eine Ausrede für den Einbruch habe ich nicht. Mein Training lief gut, das Energiedefizit nach dem Radfahren hätte händelbar sein sollen und beim Laufen habe ich mich weiterhin gut verpflegt.
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7. Mai 2022
IRONMAN WM St. George
17. der Welt hört sich erstmal nicht schlecht an. Auch wenn ich damit meine Zielsetzung verfehlt habe, kann ich nach dem Rennverlauf mit meiner Leistung gut leben.
Nach einer Panikattacke nach dem Schwimmstart war ich an der ersten Wendeboje deutlich letzter, ehe ich zu normalem Atmen fand. Bis zum Schwimmausstieg konnte ich dann die letzte Gruppe noch einholen.
Anschließend waren meine taktischen Möglichkeiten auf maximales Risiko beschränkt. Gegen Ende des Radfahrens habe ich deshalb sehr gelitten, es aber in Schlagdistanz zu den Preisgeldrängen zum Wechsel geschafft.
Beim Laufen fühlte ich mich auch noch lange recht gut und als bei Kilometer 30 klar war, dass es für mich nichts mehr zu verdienen gibt, kam es auf die verbliebenen Kilometer nicht mehr an.
Die Kluft zwischen Anspannung und Lockerheit bei meinen letzten beiden Rennen hätte nicht größer sein können. Nun geht es für mich erstmal nach Hause, zu dem was wirklich zählt.
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19. März 2022
IRONMAN 70.3 Lanzarote
Anfang März bin ich nochmal für drei Wochen nach Lanzarote gefolgen. Ich nutzte die perfekten Bedingungen, um noch einmal einen Grundlagenschwerpunkt zu legen.
Zuhause lag der Fokus im intensiven Bereich und ich habe viel auf der Rolle trainiert. Den Abschluss des Trainingslagers bildet der IRONMAN 70.3 Lanzarote.
Vor zehn Jahren war ich bereits bei der Erstaustragung am Start. Viele positive Erinnerungen verbinde ich mit Wettkämpfen auf Lanzarote. So erreichte ich auch dieses Mal nach einer guten Schwimm-Rad-Kombination die zweite Wechselzone als 4. in einer guten Ausgangsposition (Beste Radzeit, wie üblich).
Ich hatte also in T2 alle im Blick. Das ist in jedem Rennen meine Zielsetzung. Zudem war mein Radfahren gut gepaced und mein Ermüdungszustand passte.
Dann fehlte allerdings das Selbstvertrauen und das Selbstverständnis den Lauf mutiger zu beginnen und eine gute Balance aus Schmerz und Kontrolle zu finden. Auf die Erkenntnis folgt die Arbeit daran.
7 Wochen bis zur Weltmeisterschaft in St.George.
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15. Januar 2022
Trainingslager Lanzarote
Mein Lanzarote-Trainingslager ist Geschichte...
Schon seit Jahren bestreite ich mein erstes Trainingslager der Saison gerne alleine - einfach Schwimmen, Radfahren und Laufen ohne große Ablenkung und unnötiges Gequatsche. Mich packt dann die Faszination des Sportes von ganz alleine und beende die Wochen mit entsprechender Motivation für die kommende Saison.
Wie so oft lag der Trainingsschwerpunkt im aeroben Bereich, um ein gute Basis für das weitere Training zu legen. Zuhause werden nun verstärkt wieder kürzere, intensivere Einheiten kommen. Diese kann ich gut wetterunabhängig in Deutschland durchführen.
Trainingsdauer:
1. Woche: 37h:15m
2. Woche: 31h:28m
3. Woche: 31h:45m
55,5 km Schwimmen
1988,5 km Radfahren
207,0 km Laufen
Die ersten Rennen für das neue Jahr sind geplant und unter der Rubrik Termine abrufbar.
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16. Oktober 2021
IRONMAN Mallorca
Nach der langwierigen Ellenbogenverletzung konnte ich im Schwimmtraining wieder ohne Einschränkungen trainieren. Entsprechend ging es mit meiner Form aufwärts und ich konnte die Leistung auch ins Wasser bringen.
Nach dem Australien Exit konnte ich mich an die Frauenspitze hängen und einige Profimänner distanzieren.
Nach dem Anstieg zum Kloster Lluc war ich alleine unterwegs. Mein Trainer Björn versorgte mich mit allen relevanten Informationen.
Der Lauf am Strand von Alcudia war abwechslungsreich und zuschauerfreundlich hatte aber etwas Überlänge.
Gute Leistungen in den einzelnen Disziplinen reichten schlussendlich zu Rang 5. Leider lief die Renndynamik etwas gegen mich. Ich habe aber alles gegeben. Mehr kann ich nicht verlangen.
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3. Juli 2021
IRONMAN Lanzarote
10 Wochen nachdem ich mir den Ellbogen gebrochen hatte, habe ich immer noch viele beschissene Schwimmeinheiten. Aber während der Rennwoche hatte ich das Gefühl, dass es bis zum Renntag klappen könnte.
Das Schwimmen begann gut. Ich sah den Führungskajak lange Zeit, aber mit den hohen Wellen winzigen Bojen verloren wir etwas Richtung und folgten einem Rettungsboot auf seinem Weg zur afrikanischen Küste und verloren viel Zeit.
Ich fuhr auf dem Rad konservativ, hatte viele gute Bilder im Kopf und machte keine verrückten Sachen. Etwas Energie konnte ich so für den Lauf sparen. Mit dem Rückenwind holte ich meine ersten KOMs auf Lanzarote nach vielenJahrenTrainingslager hier.
Ich bin auf Platz 3 mit 5 Minuten in beide Richtungen zu T2 gekommen. In Anbetracht der Hitze und einiger Trainingsdefizite nach den Verletzungen bin ich bei diesem langweiligen Tempo geblieben. Kristian kam bei km32 von vorne zurück und ich sicherte mir den 2. Platz. Dehydration und nicht Muskelschmerzen waren die Hauptprobleme während der letzten k's. Mehr als 6km ohne Verpflegungsstation während des Laufs und 1,5h auf dem Rad sind kein Goldstandard. Beim nächsten Mal bin ich schlauer.
Jetzt Beine hoch, Familienzeit und Vorfreude auf Kona.
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12. Oktober 2019
DIY-Anleitung „Radbestzeit“ IRONMAN Hawaii
Was es neben dem Finish zur Radbestzeit beim IRONMAN Hawaii braucht... Nachdem ich nun zum zweiten Mal nach 2016 mit der schnellsten Radzeit in die zweite Wechselzone gekommen bin, möchte ich euch eine kurze DIY-Anleitung „Radbestzeit“ nicht vorenthalten. Neben meinen Überlegungen aus der Praxis unterstützt mich mein Trainer Björn mit knallharten Analysen. Es wird also nerdig und deshalb habe ich die Bilder mit den Leistungsdaten größer hinterlegt.
Für den schnellsten Radschnitt schadet es nicht mit etwas Rückstand das Wasser zu verlassen. Mir persönlich verhilft die schlechte Laune nach einem vergeigten Schwimmen zu einer Extraportion Aggressivität für das Radfahren. Aber auch Cam Wurf macht es alljährlich vor, indem er gerne kurz hinter Sebi Kienle und Lionel Sanders die erste Wechselzone verlässt, so muss anschließend die Konkurrenz um die Radbestzeit nur neutralisiert und nicht mehr distanziert werden.
Nun aber zu den knallharten Fakten: Nach dem Schwimmen betrug mein Rückstand auf die Spitze 6:45 min und auf die Überbiker um Wurf, Sanders und Kienle etwa 2 Minuten. Den Abstand konnte ich in der Wechselzone noch um 30s verkürzen. An Aggressivität und schlechter Laune mangelte es also nicht. In dieser Stimmung bin ich anschließend 46 min mit einer Leistung von durchschnittlichen 324W gefahren, um die Gruppe bei Kilometer 35 zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Rückstand auf die Spitzengruppe um Frodeno noch 3:04min.
Die Konkurrenz war neutralisiert und ich sortierte mich erstmal in der Gruppe ein. Von Kilometer 50 bis 60 habe ich die Führungsarbeit am Beginn des Anstiegs nach Hawi übernommen, nach anfänglich 6:42min mit 330W bin ich in der gesamten Führungsarbeit von 18min durchschnittlich 292W gefahren. Cameron war jedoch in seiner Ehre beleidigt und übernahm kurz darauf wieder die Spitze. Insgesamt absolvierte ich den Hinweg nach Hawi mit durchschnittlichen 292W. Dadurch verkürzte sich der Abstand zur Führungsgruppe auf 2:21min.
Da ich die Führungsarbeit nicht übernehmen durfte, gleichzeitig nicht fahren gelassen wurde und der Rückstand sich einpendelte, pedallierte ich auf dem Rückweg nach Kona meist hinterher. Abwechslung brachte ein kurzes Tief vor Kawaihae und eine Führungsübernahme vor Waikoloa, aber insgesamt fuhr ich mit durchschnittlich 239W und 42,9km/h bis in die zweite Wechselzone. Der Höhepunkt waren dann die letzten 30km, wo wir noch mal 1:30min auf Frodeno verloren. Kein Wunder bei durchschnittlich 229W.
Das ergab eine Zeit 4:13:18h und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 42,7km/h. Bei einer Schwellenleistung von 395W, einer maximale Laktatbildungsrate (Vlamax) von 0,40mmol/l/s und einer maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) von 75ml/min/kg bedeutete das für die drei Segmente:
Aufholjagd: 46min bei 324W sind knapp 82% der Schwellenleistung, dort sollte mein Kohlenhydrat-Verbrauch bei 110-120g/h liegen. Hier habe ich also mehr Kohlenhydrate verbraucht als zugeführt.
Restlicher Hinweg: Bei einer durchschnittliche Leistung von 275W und demnach knapp 70% der Schwellenleistung lag der Kohlenhydrat-Verbrauch bei ~55g/h, also niedriger als die Zufuhr.
Rückweg: Zwei Stunden mit 239W = 60% der Schwellenleistung. Der Kohlenhydrat- Verbrauch mit 40-45g/h war deutlich geringer als die parallele Zufuhr. Die entspannte Fahrweise ließ eine optimale Kohlenhydrat- und Flüssigkeitsaufnahme an den Verpflegungsstationen zu.
Den Marathon startete ich somit ohne energetisches Defizit, leider machten Sturzfolgen ein Finish unmöglich und ich musste das Rennen bei Kilometer 10 beenden. In offiziellen Ergebnislisten findet die Zeit daher zu Recht keine Erwähnung. Einen Einblick wollte ich euch trotzdem nicht vorenthalten.
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17. August 2019
Recordbreaking IRONMAN Kalmar
Ich will gewinnen. Rekorde sind zweitrangig. Ich liebe die „direkte“, soweit man davon auf der Langdistanz sprechen kann, Auseinandersetzung mit den Gegnern. Sie treiben mich zu Leistungen, die ich alleine, willkürlich nicht erbringen kann. Das ist für mich die Motivation für Wettkampfsport.
Nun gab es doch einige Rekorde, für die ich mich gerne rechtfertigen würde. Vorab: (1) Es ging mir immer um den Kona-Slot, Risiko wollte ich nur bei dessen Gefährdung eingehen. (2) Die Streckenlänge war verhältnismäßig korrekt vermessen. Das Schwimmen habe ich nicht selbst aufgezeichnet. Altersklassenathleten berichten mir jedoch von weniger als 100m Abweichung, nehmen wir noch 100m für die individuelle Linienwahl hinzu. müsste man zu meiner Zeit noch etwa 2:30 bis 3 Minuten aufaddieren. Die Radstrecke war laut meiner Aufzeichnung 500m zu kurz, macht +1 Minute. Die Laufstrecke hat exakt gestimmt.
Nun kann man nachrechnen, ob das dann immer noch die schnellste IM-Zeit in diesem Jahr, der zweitschnellste IM-Radsplitt war (Quelle: trirating.com) und ich mich nun zurecht 5. schnellster deutscher Langdistanzathlet nennen dürfte.
Verkannt wird jedoch der Einfluss der äußeren Bedingungen in einer Outdoorsportart. Im Wintersport scheint mir Fixiertheit auf Zeiten weit weniger ausgeprägt. Kennt jemand den Weltrekord im Biathlonsprint, möchte den jemand aufmerksamkeitserhaschend angreifen, ich weiß von nichts.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich kann mir meine Radzeit durch eine effiziente Fahrweise (leider kann der Zusatz Aerodynamik, Leistungsspitzen vermeidend und fair genannt derzeit nicht unerwähnt bleiben, auch auf die Gefahr hin, dass Selbstverständlichkeiten durch die Betonung zu etwas Besonderem verkommen) in Kombination mit günstigen Windverhältnissen, soll es in Meernähe durchaus geben, wurde mir durch Erzählungen zugetragen, zufriedenstellend erklären. Etwa als wir den südlichsten Punkt der Radstrecke erreicht hatten, verstärkte sich der Südwind. Somit wurden wir in den Norden der Radstrecke gepustet. Passenderweise ließ dann der Gegenwind für meine Passage des Rückwegs etwas nach. Zudem herrschten 15 bis 17°C und keine 40°C.
Obwohl niedrige Temperaturen beim Radfahren eher eine höhere Leistung vom Athleten erfordern. So kann man alles begründen und relativieren. Rekorde kommen und gehen. Titel und noch viel wichtiger, für alle anderen 3000 Teilnehmer, die Bilder im Kopf bleiben.
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30. Juni 2019
Challenge Walchsee
Ich liebe späte Rennstarts. Nie käme ich unter normalen klimatischen Bedingungen auf die Idee um 3 Uhr aufzustehen, um um 6 mit dem Training zu beginnen. Dementsprechend glücklich war ich mit dem Rennstart der Challenge Walchsee um 10:30, bis ich die Wettervorhersage für den Sonntag sah. Allerdings war an dem Rennen in der Mittagshitze nichts mehr zu ändern, schließlich müssen die österreichischen Kühe im Sommer zweimal gemolken und die Milch über die Rennstrecke in spe abtransportiert werden.
Der Spung ins Nass nach dem schweißtreibenden Aufwärmen war mir also sehr willkommen. Ausnahmsweise schaffte ich auch anfänglich den Sprung in die erste Gruppe. Allerdings verpasste ich den Moment als mein Vordermann schwächelte. So durfe ich die Alpenszenerie anschließend alleine genießen.
"Keiner wird hier so motiviert sein wie du" waren die letzten Worten, die mein Trainer Björn Geesmann mir mit auf den Weg gab und mir blieben sie lange im Ohr. Zehn Monate ohne Wettkampf ließen mich sehnsüchtig dem Tag entgegen fiebern. Diese zusätzliche Motivation sollte mir dabei helfen einige Schwächen zu kaschieren.
Allerdings fand ich während des Radfahrens spät meinen Rhythmus. So dass ich recht bald unter Zugzwang kam, wollte ich den Rückstand nicht zu groß werden lassen. Zwar konnte ich mich in die Top3 vorarbeiten, begab mich aber energetisch und thermisch in ein Defizit, von dem ich nur langsam erholte.
Mitte der Laufstrecke fand ich meine Balance wieder, allerdings waren da alle Abstände schon gemacht und ich verwaltete nur noch meine Position. Mit der Platzierung bin ich sehr zufrieden. Abstände verschweige ich mit Absicht. Potentiale in Training und Wettkampf sind noch vorhanden. Der Körper hält. Die restliche Saison kann geplant werden.
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17. April 2019
#BorisLessons
In Sachen Verletzung war ich bisher unerfahren. Aus den vergangenen Wochen nehme ich jedoch einiges mit.
Entspannen
Verletzt sein heißt eine Pause machen (die berühmte PECH – Regel). Das fällt schwer. Schon am Tag der Diagnose wird der Wiedereinstieg geplant. Wir wollen alles optimieren. So funktioniert Erholung aber nicht. Im Kopf abzuschalten ist ebenso wichtig wie den Körper zu Ruhe kommen zu lassen. Nach der Diagnose verordnete mir mein Trainer Björn Zeit mit der Familie und am Abend mal auszugehen. Zudem hielt ich mich fern von anderen Triathleten und machte eine Social Media Pause. Trotzdem habe ich immer noch eine leichte Anspannung gespürt. Ich konnte immer noch etwas mehr loslassen. Erholung braucht seine Zeit. Keep calm hat im Deutschen kein passendes Äquivalent, aber hier trifft es zu.
Kurzfristig hätte man den Bereich noch betäuben können. Die damit verbundenen Risiken wollte ich mit dem Ziel "Teilnahme" jedoch nicht eingehen. Ohne tatsächliche Diagnose reiste ich wieder nach Hause. Um diese Entscheidung habe ich lange gerungen, aber letztlich war es eine Erleichterung. Mein Körper sendete mir beständig, "hör auf" / "gib mir Ruhe".
Trainieren und gesund werden
Ist leichter gesagt als getan. Trainingsvorgaben sind für mich normalerweise ein Minimalziel. Eine Trainingseinheit abzubrechen fällt mir schwer, auch wenn ich mir vorher vornehme bei den geringsten Problemen aufzuhören. Es fühlt sich nach einer Niederlage an, es bleibt Ausdauertraining und das ist mit dem dumpfen Schmerz verbunden. Welcher Schmerz ist es nun? Ich belüge mich da gerne selbst. Mir helfen sehr keine Ziele. Bestätigen, was man letztes Mal geschafft hat, statt sich für das nächste mal schon mehr vorzunehmen. Etwas oder mehr zu schaffen ist befriedigender.
Come back stronger ist leicht gesagt.
Pausieren und trotzdem anschließend besser sein? Auf mentaler Ebene ist es ein Selbstläufer. Ich sehne mich nach Training und Wettkämpfen. Der einstige Alltag ist keine Routine mehr. Der Körper hat jedoch einige Reize verpasst und die kann man auch nicht mit der Brechstange nachholen, allerdings habe ich zur Ursachenforschung alles auf den Kopf gestellt und dabei fallen neben den Ursachen auch Problemchen auf, denen ich sonst nicht so viel Zeit gewidmet hätte. Offenkundig kann ich mein Schwimmen in der Zeit der Regeneration verbessern. Aber auch an meinem Laufstil, der „okay“ ist, möchte ich arbeiten. Okay ist nicht genug. Gleiches gilt für die Nährstoffversorgung. Hier habe ich Potential erkannt, dass ich noch nutzen kann.
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17. Oktober 2018
Saisonende
Seit meinem Unfall in Nizza habe ich jeden Tag für ein gutes Rennen auf Hawaii gearbeitet. Der IRONMAN Kopenhagen stimmte mich sehr optimistisch. In der Folge musste ich jedoch das Lauftraining fast komplett einstellen. Es ging nur noch um die Teilnahme und letztlich war sogar die Absage die vernünftigste Option.
Der Druck vor Kopenhagen war so gering wie selten. Entweder die Hüfte hält (das erwarteten die Ärzte) oder eben nicht (dann muss ich aussteigen). Es wird nicht wie sonst an mir an meiner Einstellung liegen.
Als die Form wiederkam und ich beschwerdefrei war, wollte ich die Saison nach Hawaii noch verlängern. Doch wenige Tage vor dem Trainingscamp in Texas traten beim Bahntraining an der linken (eigentlich gesunden / unfallfreien) Hüfte Schmerzen auf. Im MRT war nur eine Reizung des Adduktors erkennbar. Ich trat also die Reise an. Die Schmerzen wurden jedoch trotz Physiotherapie und reduziertem Lauftraining nicht besser. Mir wurde klar, es geht nur noch um die Teilnahme.
Kurzfristig hätte man den Bereich noch betäuben können. Die damit verbundenen Risiken wollte ich mit dem Ziel "Teilnahme" jedoch nicht eingehen. Ohne tatsächliche Diagnose reiste ich wieder nach Hause. Um diese Entscheidung habe ich lange gerungen, aber letztlich war es eine Erleichterung. Mein Körper sendete mir beständig, "hör auf" / "gib mir Ruhe".
Immerhin wurde das Vertrauen auf die Signale meines Körpers bestätigt. Auch wenn die Diagnose nun keine gute ist. Denn ein weiteres MRT zeigte eine Ermüdungsreaktion im Oberschenkelhals. Ich hatte die einst gesunde Seite wohl zu stark belastet, mein Bewegungsmuster verändert. Ein Ignorieren hätte zum Bruch geführt. Diesen konnte ich vermeiden.
Nachdem Hawaii2018 nicht mehr möglich ist, werde ich meinem Köper nun die notwendige Ruhe gönnen und für Hawaii2019 aufbauen. Denn das ist das Rennen, das mich antreibt. Es versucht zu haben, bereue ich daher nicht. Ich möchte die beste Form meines Lebens erreichen und mich dann mit den Besten messen.
Dieses Jahr war demnach allein von den Ergebnissen her betrachtet eine Enttäuschung. Aber nach meiner ersten schweren (unverschuldeten) Verletzung nehme ich viel neues Wissen über meinen Körper mit. "Regeneration entscheidet" ist mehr als nur eine Floskel. Zudem lernte ich gute Phasen viel mehr schätzen. Die Kombination aus Genuss und Ruhe wird mein Credo für 2019.
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19. August 2018
IRONMAN Kopenhagen
Der Druck vor Kopenhagen war so gering wie selten. Entweder die Hüfte hält (das erwarteten die Ärzte) oder eben nicht (dann muss ich aussteigen). Es wird nicht wie sonst an mir an meiner Einstellung liegen.
Nach einer ernüchternden Leistungsdiagnostik bei STAPS am Dienstag erwartete ich nicht mehr als ein solides Finish. Aber scheinbar sind die Vorhersagen einer Diagnostik nach zwei Wochen ernsthaften Trainings nicht absolut treffsicher. Die erste Anpassung kam mit Gewalt.
Wenigstens ein gutes Schwimmen sollte es aber schon sein. Hatte ich hier doch in den letzten Wochen gezwungenermaßen an der Umfangsschraube gedreht. Das Ergebnis war dann auch zufriedenstellend. Die fehlende Wettkampfpraxis habe ich aber schon gemerkt und musste einiges an Arbeit leisten, um die anfänglich entflohene Verfolgergruppe wieder einzufangen.
Für das Radfahren hatte ich eine klare Vorgabe von 260 Watt. Für mich selbst beschloss ich maximal nur 10 Minuten mehr Kraft zu investieren und möglichst ökonomisch die 180km zu absolvieren, die Nase nicht in den Wind zu halten. Aber ich verliere einfach zu leicht die Geduld. Nach 30km war ich doch in der Führung und leistete einen Großteil der Arbeit in der Verfolgergruppe. Ich kann einfach nicht verstehen, wie man die Verantwortung für sein Rennen in die Hände anderer legen kann. Aber der Erfolg gibt dem Sieger von Kopenhagen recht. Das steht aber auf einem anderen Blatt und sollte für mich ohnehin unerreichbar bleiben. Doch ich selbst habe selten so eine Freude empfunden wieder in einem Wettkampf zu sein. Da wollte ich auch ein Rennen fahren und trotzdem meine Zielvorgabe erfüllen. Mir war schon klar, dass ich nach zweiten Wechsel dieses Renngefühl nicht mehr so unmittelbar spüren würde, also genoss ich diesen Moment solange es ging.
Mit Hinblick auf Kona, meinen Trainingsstand und die Ergebnisse der Leistungsdiagnostik verbot sich ein Sub-3-Marathon. Daran konnte mich ich nicht ganz halten. Es fiel mir anfangs einfach zu schwer entsprechend schnell zu laufen. Das ist für mich aber eine Faszination des Langdistanztriathlons: nicht die Überwindung der Distanz ist das unbegreifliche, sondern die Geschwindigkeit über die Distanz. Gerade in den letzten Wochen musste ich im Training für niedrige 4er-Schnitte abmühen, doch erholt und mit Wettkampfandrenalin kann ich plötzlich nicht langsamer.
Meine Hüfte war schmerzfrei. Insgesamt war es meine schnellste Langdistanz bisher, was vorrangig an der vergleichsweise einfachen Strecke lag. Trotzdem bin ich jetzt sehr motiviert für die nächste Trainingsphase mit Blickrichtung Kona – wahrscheinlich etwas zu euphorisch. Wenn mich die Müdigkeit bald voll trifft, pendelt sich das aber schon wieder ein.
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06. August 2018
Mein Weg zurück
Zwei Monate nach dem Bruch meiner Hüftpfanne und des Schambeins will ich eine Langdistanz ins Ziel bringen. Wie kann das gehen?
Die Heilung von Knochenbrüchen kann man kaum beschleunigen. Bei Entlastung und guter Heilung nimmt man sechs Wochen an. Die ersten zwei Wochen nach dem Unfall habe ich mit Krücken die Hüfte entlastet. Maximal 20kg waren erlaubt. Eine Kontrolle auf der Waage überrascht, wie wenig 20kg Belastung auf einem Bein doch sind. Dieser geringe Druck soll jedoch die Heilung unterstützen.
Um nicht die komplette Muskulatur und Kondition zu verlieren, begann ich nach einer Woche mit dem Training der Oberkörpermuskulatur, anfangs im Liegen, später im Stehen. Das verhasste Zugseil erwies mir hier gute Dienste. Immer wieder fasziniert mich die Adaptionen, die durch Training möglich werden, gerade wenn es neue Bewegungen sind. Die Zahl der Klimmzüge und Liegestützen zu steigern, wurde zu einen täglichen Wettbewerb.
In der Woche drei wagte ich mich erstmals in Wasser. Ab nun hatte ich die Freigabe zu tun, was nicht schmerzt. Das war nicht viel und so schwamm ich mit Poolboy und Beinschlinge. Ende der Woche benutzte ich erstmals ein Alter-G-Laufband, dass der Schwerkraft entgegenwirkt und somit den Aufprall reduziert. Mehr als gehen war jedoch anfangs nicht schmerzfrei möglich.
In der folgenden vierten Woche konnte ich jedoch die Unterstützung weiter reduzieren und die Geschwindigkeit steigern. Zudem war ich erstmals auf der Rolle. Allerdings konnte ich nur mit dem Sattel meiner Mutter schmerzfrei fahren, da sonst der Druck auf das Schambein zu groß wurde.
Die Kontrolle in Woche 5 zeigte ein zusammengewachsenes Schambein und noch kleinere Fissuren in der Hüftpfanne. Das Schwimm- und Radtraining funktionierte ab diesem Zeitpunkt schon ohne Einschränkungen. Seit Woche 7 laufe ich auch ohne Unterstützung. Sollte dies weiterhin schmerzfrei bleiben, steht meinem Start beim IRONMAN Kopenhagen nichts im Weg.
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02. Juli 2018
Radsturz mit Folgen
Direkt nach dem IRONMAN 70.3 Schweiz bin ich nach Nizza gefahren, um mich dort auf den zwei Wochen später stattfindenden IRONMAN Frankreich vorzubereiten. Die beiden ersten Tage standen noch im Zeichen aktiver Erholung, bevor es einige Tage im Training noch mal ernst werden sollte. Am Mittwoch fühlten sich meine Beine schon überraschend gut an, nach wenigen Kilometern lässt man die Hektik der Großstadt hinter sich und taucht in das Radfahrereldorado der Seealpen ein.
Nach einer Stunde Fahrt, ich befand mich in einer leichten Abfahrt, lief eine Katze aus einer Hofeinfahrt. Der klassische Film vor dem Aufprall lief vor meinen Augen ab: Die wird doch nicht in dem Tempo weiter laufen. Kann ich noch ausweichen? Mache ich es damit nicht noch schlimmer? Dreht die Katze vielleicht noch ab? Ahh, das tat weh.
Ich liege auf der Straße. Will erst einmal nicht aufstehen. Mitten auf der Straße kannst du nicht liegen bleiben. Ich stehe auf. Mir wird schwarz vor Augen. Erst einmal wieder hinsetzen. Beim nächsten Versuch erreiche ich den Straßenrad. Erst mal wieder liegen. Mein Handy funktioniert noch. Soll ich mich abholen lassen?
Meine Frau ist mit unserem Baby in Nizza. Das Auto steht in einer alten Tiefgarage, aus der man ohne Ausweisen nicht heraus kommt. Zudem kam ich aufgrund der niedrigen Einfahrt mit der Dachbox gerade so rein. Klappt das auch bei der Ausfahrt? Die Option scheidet aus. Nach einer Unfallnachricht will ich dieses Prozedere meiner Frau nicht zumuten. Ob mich ein Taxi mit den Schürfwunden mitnimmt? Fährt mein Rad noch? Bei der Tour steigen die nach einem Sturz auch wieder auf.
Beim Radcheck wird mir noch mal schwarz vor Augen, aber nicht so schlimm wie zuvor. Das Rad hat kaum was abbekommen. Anscheinend habe ich es mit meinem Körper geschützt. Noch mal kurz hinsetzen und noch mal versuchen. Der Kreislauf ist nun stabil. Die Stunde nach Nizza sollte ich schaffen. Das meiste ist bergab. Im Sitzen ist es ok.
Im Apartment angekommen, besorgt meine Frau Verbandszeug. Mein Trainer, der schon einiges gesehen hat, kann per Ferndiagnose einen Bruch nicht ausschließen. Schon auf der Rückfahrt habe ich den Start abgehakt, aber ich wollte schon wissen, was los ist. Die nächste Notaufnahme war ein Kilometer entfernt, also wieder das gleiche Transportproblem. Mit dem Rad in die Notaufnahme? Letztlich habe ich den Kinderwagen meiner Tochter zum Rollator umfunktioniert.
Die Notaufnahme war in einer Frauen- und Kinderklinik untergebracht. Die Frau am Empfang der Notaufnahme bat mich nach kurzer Wartezeit in einen Behandlungsraum und warf einen flüchtigen Blick auf meinem Körper. „Ich hole mal einen richtigen Arzt“. Dieser schaute sich meine Wunden eingehend an. Nach jeder einzelnen seufzte er, ging zum PC und tippte etwas ein. War ich der Schwerverletzteste, den er jemals gesehen hatte? Passieren hier keine richtigen Unfälle wie in Hans Meisers Notruf? - wenig vertrauenerweckend. Zudem waren mir meine Schürfwunden egal, das ist Kosmetik. Ich wollte wissen, was mit meiner Hüfte ist.
Nach der Wundversorgung wurde dann doch noch die Hüfte geröntgt. Nach der Aufnahme sollte ich mich in den Wartebereich des Mammografie-Screenings begeben, wo mir die Damen am Empfang nach Rücksprache mit der Ärztin mitteilten, dass alles ok sei. Ich fragte noch sicherheitshalber, ob etwas gebrochen sei. Das verneinten sie. Damit gab ich mich zufrieden. Zuhause wollte ich ohnehin noch meinen Orthopäden aufsuchen.
Nach Sichtung meines Röntgenbildes meine er: „gebrochen“ und veranlasste ein CT, dass diesen Befund nicht bestätigte. Da die Beschwerden in den nächsten Tagen kaum besser wurden, wurde beim Kontrolltermin noch ein MRT erstellt. Hier war ein Bruch des Scharmbeins, der bis in die Hüftpfanne geht, ersichtlich. Das bedeutet zwei Wochen komplette Schonung mit Krücken.
Anschließend darf der Profisportler unter Aufsicht wieder mit Sport beginnen, Laufen allerdings erst nach Wiedervorstellung nach sechs Wochen.
Aktuell glaube ich noch, dass ein Finish beim IRONMAN Kopenhagen realistisch und die damit verbundene Hawaiiquali möglich ist. Vorrangig soll der Knochen heilen und langfristig problemfrei funktionieren. Doch das Ziel hilft auf dem Weg zurück.
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10. Juni 2018
IRONMAN 70.3 Rapperswil
3 Sekunden haben mich letzte Woche extrem glücklich gemacht. Die 3 Sekunden, die Platz 1 statt Platz 3 in Mußbach bedeuteten. 2 Sekunden hätten mich heute mit dem Rennen versöhnlich gestimmt. Splitzeiten rede ich sonst klein. Die Platzierung am Ende zählt und da waren zwei diesmal besser. Trotzdem hätte ich die Bestzeiten in meinen beiden Paradedisziplinen gerne mitgenommen.
Bei konkurrenzfähigen Leistungen an Land kann es nur am Schwimmen gelegen haben. Doch mitnichten. Der Schwimmrückstand auf die Überschwimmer Josh Amberger und Manuel Küng blieb im erwarteten Rahmen. Dass ich diesen während des Radfahrens auf 2 Minuten verkürzen konnte, ließ meine Hoffnung auf den Sieg am Leben.
Ich lief so schnell und optimal gepaced, wie es mir möglich war. Die Lücke wurde jedoch nicht entscheidend kleiner. Auf den letzten 3 Kilometern musste ich aufgrund muskulärer Schmerzen vom ökonomischen Laufen auf Laufen aus Willensstärke umstellen. Ein guter Zeitpunkt und eben ein Zeichen für gutes Pacing.
Was lief schief? Insgesamt habe ich auf dem Rad nicht meine 70.3-Sieg-Leistung gebracht. Zudem habe ich es am zweiten Berg etwas übertrieben, um Ruedi Wild abzuhängen. Das gelang mir zwar, aber ein konstanteres Radfahren hätte mir beim Laufen geholfen. Meine Angst vor Ruedi war aber zu groß, um einen gemeinsamen Wechsel zum Laufen zu riskieren. Für Ruedi hat meine Strategie auch gereicht, allerdings befanden sich noch weitere Athleten im Rennen.
Von meiner niedrigeren Leistung habe ich dann beim Laufen nicht profitiert oder einfach: andere waren besser. Da mein Training die letzte Zeit gut lief, denke ich, dass die Frische noch etwas gefehlt hat. Bis Nizza bleiben jedoch die Selbstzweifel. Dann weiß ich mehr.
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23. Mai 2018
DNF und DNS
Zu Beginn der Marbella-Rennwoche bekam ich Atembeschwerden und festsitzenden Husten. Ich fuhr das Training deutlich herunter und schlief viel. Bis zum Rennen konnte ich wieder etwas freier atmen. Der Husten war noch da. Während des Rennens fühlte ich mich kraftlos, konnte nichts aufnehmen. Ich versuchte in den Rennmodus zu kommen, konnte mich aber nicht wie gewohnt belasten. Da ich meinem offensichtlich geschwächten Körper nicht weiter ärgern wollte, stieg ich aus, wollte mich die nächsten Tage schonen.
Da ich jedoch die nächsten zwei Tage nichts essen konnte, gelang mir das nicht. Der Husten wurde davon nicht besser. Deshalb entschied ich mich von Marbella nach Hause zum Doc statt nach Aix-en-Provence zu fahren. Offensichtlich hat mein Körper aufgrund einer allergischen Erkrankung überreagiert. Atemwegsbeschwerden sind mir nicht neu. Ich habe mit dem Ausdauersport begonnen, um meine Lungenkapazität zu erhöhen und mehr Spielraum bei Reizungen zu haben. Als Profisportler soll mein Körper aber einfach nur funktionieren. Ich betreibe keinen Gesundheitssport.
In der Rennwoche bin ich ein Hypochonder. Unterscheiden was ein eingebildetes oder reales Wehwehchen ist, ein Ding der Unmöglichkeit. Nun habe ich ein reales erlebt und kann immerhin dieses Wehwehchen zukünftig zuordnen. Die nächsten Rennen in Rapperswill und Nizza sind zurzeit nicht gefährdet.
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17. April 2018
Es wird ernst
Kurz vor dem Saisonstart übermannt mich jedes Jahr die Ungewissheit. Bin ich konkurrenzfähig? Dabei fallen mir alle Dinge ein, die in dieser Vorbereitung nicht optimal gelaufen sind. Wenn ich mir meinen Whatsapp-Chat-Verlauf anschaue, bin ich damit nicht alleine. Wenn ich jedoch trainieren würde bis alle Selbstzweifel beseitigt sind, würde ich nie starten. Aber so ein Blog ist ja ein positives Selbstgespräch.
Seit Mitte Dezember konnte ich frei von orthopädischen Problemen trainieren. Das ist bei mir im Winter selten. Mein Sehnen und Bänder sind bei Wärme einfach geschmeidiger, aber anscheinend habe ich dieses Jahr eine funktionierende Kombination aus Umfängen und Flucht vor der Kälte gefunden. Der Zwei-Wochen-Trainingslager-zwei-Wochen-zuhause-Rhythmus sorgt dafür, dass ich in der Sonne gut trainieren und zuhause gut entspannen und Lauf-und Schwimmgrundlagen legen kann.
Mein Dasein als Familienvater und Profitriathlet erfüllt mich und lässt mich neben dem Sport einfacher abschalten. Klar, die ersten Monate waren eine gewaltige Umstellung und ich war skeptisch wie ich meinen Ansprüchen in beidem gerecht werden sollte. Aber früher habe ich oft mit der Gleichförmigkeit des Trainingsalltags gehadert. Jetzt ist für die nötige Zerstreuung abseits des Sports gesorgt.
So war ich im Januar mit Familie im ersten Trainingslager in Banyoles / Katalonien anschließend alleine auf Lanzarote und für Hoka One One auf Mallorca. Nun sind wir wieder komplett zum abschließenden Trainingslager nach Andalusien aufgebrochen. Am Sonntag wird das Konzept bei einem Testrennen in Torre del Mar einer ersten Prüfung unterzogen bevor die Woche drauf die Saison mit dem IRONMAN 70.3 Marbella richtig startet.
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20. Dezember 2017
Bilanz und Ausblick
Die letzten zwei Jahre habe ich fast durchtrainiert. Ich war ständig ruhelos. Nach Hawaii 2016 wollte ich meine Form nutzen und habe noch ein Rennen an die Saison drangehängt. Anschließend wurde ich zu einem frühen IRONMAN gedrängt, um die Konaquali zu sichern. Leider habe ich mich in der Vorbereitung verletzt und konnte mich in Südafrika nicht für die Arbeit belohnen. Also ging es schnell wieder zurück ins Training, den Blick Richtung Hawaii.
Wettkampf- und Trainingsergebnisse im Vorfeld waren so vielversprechend, dass ich es dort in den ersten Rennstunden etwas übertrieben habe. Da waren andere cleverer oder schlicht besser. Ab Halbzeit war nur noch Schadensbegrenzung möglich. Mit Top10 sowie den ausreichenden Punkten für Hawaii 2018 konnte ich dann doch noch das Optimum herausholen.
In der Saisonpause habe ich mich diesmal überhaupt nicht bewegt. Es fehlte die Lust und nach der Geburt unserer Tochter auch erst mal die Zeit. Aus sportlicher Sicht waren diese drei Wochen ein Fehler. Der Hüftbeuger war so verkürzt, dass ich anfangs nur unter Schmerzen laufen konnte. Dehnen und Physiotherapie verschafften aber Abhilfe, so dass ich seit Mitte November wieder beschwerdefrei trainieren kann.
Als Mensch möchte ich die Zeit allerdings nicht missen. Es war anstrengend, intensiv und das Kind gibt in den ersten Wochen wenig zurück, da die Wahrnehmung der Umwelt nur rudimentär ausgebildet ist. Aber ähnlich, wie beim Sport, sind es die schwierigen Phasen, in den ich merke, dass ich lebe. Mittlerweile scheint sich unser Familienalltag eingespielt zu haben. Zumal es für mich nur dann wirklich anstrengend wird, wenn Kind und Mutter schlechte Laune haben.
Es sieht so aus als könnten wir 2018 die Trainingslager gemeinsam bestreiten. Eine Top5 Platzierung auf Hawaii bleibt mein großes Ziel und ich bin mir der Rückendeckung meiner Familie sicher. Zudem werde ich die Trainings- und Wettkampfsteuerung etwas wissenschaftlicher angehen. Bisher habe ich vorrangig meinem Gefühl vertraut und gerade auf Hawaii war ich oftmals zu ungeduldig. Aber vielleicht werde ich mit dem familiären Ruhepol noch altersweise.
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14. Oktober 2017
IRONMAN WM Hawaii
Im Sport gibt es Tage, an denen läuft alles wie von selbst.
Man übertrifft seine eigenen Erwartung, kommt in einen Flow und wächst über sich hinaus.
Als ich die Schwimmgruppe um Sebastian Kienle erstmals halten konnte, meine Beine sich auf dem Rad locker anfühlten, wir gemeinsam durchs Feld pflügten,
wähnte ich einen solchen Tag erwischt zu haben und das beim Rennen des Jahres ein Traum.
Allerdings musste ich nach der Hälfte der Radstrecke einsehen, dass ich das Tempo der anderen nicht weiter mitgehen konnte, wollte ich das Finish nicht riskieren.
Leider positionierte ich mich in der zerfallenden ehemaligen Spitzengruppe schlecht, sodass ich am Endes des Anstiegs nach Hawi zu den mehrfach Abgehängten
gehörte.
Gemeinsam mit Frederik van Lierde tat ich mein möglichstes, um den Abstand nach vorne zu begrenzen und die Über-Läufer nicht aufschließn zu lassen.
Beides misslang.
Meine Durchschnittsleistung war vergleichbar mit der letztjährigen.
Aber dieses Jahr habe ich zu Beginn des Radfahrens überzockt, während ich letztes Jahr konstant durchgefahren bin.
Im Nachhinein war die Entscheidung das Anfangstempo mitzugehen falsch, aber ich hatte es mir im Vorfeld vorgenommen.
Ich erhoffte mir dadurch die Chance auf eine Topplatzierung.
Beim Laufen ging es mir von Beginn an entsprechend schlecht, fand keinen Rhythmus, aber immerhin stimmte zu Anfang noch das Tempo.
Ich schleppte mich von einer Verpflegungsstation zur nächsten.
Die unbarmherzig brennende Sonne tat ihr übriges hinzu.
Auf dem Highway spielten sich Dramen ab.
Mich eingeschlossen konnte ich kaum glauben, dass hier die besten Triathleten der Welt unterwegs sein sollten.
Ich habe noch nie so oft ans Aufhören gedacht.
Aber es gab auch keinen Grund nicht weiter zu laufen.
Gesundheitlich ging es mir gut.
Insbesondere die ZDF-Hawaiidoku mit den Zieleinläufen der letzten Finisher hat mich stark motiviert.
Wenn es keine Geschlagenen gibt, kann es auch keine Sieger geben.
Ein normaler Boris-Tag scheint auf Hawaii zu einer Top10-Platzierung zu reichen.
Mit der nun wieder mal recht sicheren Hawaiiquali für 2018 habe ich nun ein Jahr Zeit auf einen besonderen Tag hinzuarbeiten.
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27. August 2017
IRONMAN 70.3 Zell am See
Der IRONMAN 70.3 Zell am See war der harte Formtest, wie ich ihn mir erhofft hatte. Sieben Wochen vor dem Saisonhöhepunkt in Kona will ich nicht in Topform sein und trotzdem ist es gerade der Umgang mit den Schwächen, der mich positiv stimmt.
In die drei Wochen zwischen dem IRONMAN 70.3 Gdyina und dem heutigen Rennen konnte ich immerhin noch zehn ernstzunehmende Trainingstage integrieren. Das erste Rennen in der zweiten Saisonhälfte hat mir im Training den erwarteten Schub gegeben und ich war guter Dinge ein Stück stärker zu sein, als vor drei Wochen.
Im Rennen jedoch fehlte mir lange dieses Gefühl der Stärke. So musste ich mich immer motivieren dran zu bleiben, konnte meine Gedanken nicht schweifen lassen und genau so gelang es mir eine recht konstante Leistung abzurufen.
Beim Schwimmen bin ich es schon gewohnt, dass Selbstwahrnehmung und Resultat nicht übereinstimmen. Aber diesmal wartete ich auch auf dem Rad vergeblich auf den Flow. Zwar konnte ich Nils Frommhold schon ab KM 40 auf langen Geraden sehen, aber der Abstand blieb bis in die Wechselzone konstant bei einer Minute.
Nach einem schnellen Wechsel meinerseits folgte das gleiche Spiel beim Lauf. Als ich bei Kilometer 5 Seitenstechen bekam, wähnte ich das Rennen schon verloren. Aber der Rückstand wuchs nicht und ab da glaubte ich an den Sieg - sollte das Seitenstechen weggehen. Es ging weg, ich konnte die Spitze übernehmen und spürte den sagenumwobenen Rückenwind.
Muskulär wurde es auf den letzten Kilometern noch mal unangenehm, aber das ist zum jetzigen Trainingszeitpunkt nicht beunruhigend, zudem war der Vorsprung komfortabel. Die Erinnerung nehme ich mit in die direkte Konavorbereitung. Der Weg erscheint mir richtig, muss aber noch gegangen werden.
Nach drei Tagen aktiver Erholung und geht es los: je nach Septemberwetter in Deutschland oder auf den Balearen. Aber ganz wollte ich doch nicht das bekannte Muster verlassen, deshalb fliege ich am 26.9. nach Houston für den letzten Schliff und von dort aus weiter nach Hawaii.
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16. August 2017
IRONMAN 70.3 Gdynia
Mein letzter Auftritt in Gdynia war kein Ruhmesblatt. Die Leistung war zwar kein permanenter Begleiter meiner schlaflosen Nächte, aber ich war angefixt und wollte Wiedergutmachung.
Stimmung, Schwimm- und Laufstrecke waren schon damals erstklassig. Wenn die neue Radstrecke wie im Wettkampf gesperrt ist, verbindet sich das zu einem gelungen Gesamtkonzept. Rad fahren im öffentlichen Straßenverkehr ist in Osteuropa leider noch ein größeres Entwicklungsfeld als in Deutschland.
Die Mitteldistanz sollte die Wettkampfroutine aufrecht erhalten und meiner Form auf dem Weg nach Hawaii einen Schub geben. Nicht zuletzt wollte ich auch meinem Trainer im Land seiner Wurzeln eine kleine Freude machen.
Es ist beruhigend für mich und anstrengend für mein Umfeld, wenn sich schon zu Beginn der Rennwoche ein angekratztes Nervenkostüm bemerkbar macht. Ich bin mir dann sicher: alles geht seinen Gang. Zudem hatte ich mir zwei Wochen vor dem Wettkampf einige Schürfwunden zugezogen und war daher ausgeruhter als eigentlich geplant.
Im Wettkampf ist die optimale individuelle Leistung nur ein sekundäres Ziel. Primär will ich besser sein als die Anderen. Mittlerweile kann ich Taktiken und Gegner voraussagen. In Gdynia fühlte ich mich ab dem 3.Laufkilometer auf der Laufstrecke schon als Sieger. Ich hatte gerade mit deutlichem Geschwindigkeitsüberschuss die Führung übernommen und auf das Hauptfeld 5 Minuten Vorsprung. Das verliere ich nicht mehr!
Man, war ich überheblich! Auf den folgenden Kilometern wollte ich mir nicht mehr wehtun als unbedingt notwendig. Ein böses Erwachen gab es dann beim Wendepunkt bei Kilometer 12. Von meinen Vorsprung waren nur noch zwei Minuten übrig.
Nach über 3h Wettkampfzeit noch mal den Rhythmus zu wechseln, war kein Spaß. Aber es stimmt mich positiv, dass ich bereit war diese Leiden auszuhalten und den Abstand bis zum letzten Wendepunkt bei Kilometer 19 konstant zu halten. Das verlor ich nun wirklich nicht mehr und mir blieb auch noch Zeit den Zieleinlauf zu genießen.
Mission gewinnen konnte ich also erfüllen. Wenn man mir nicht gezeigt hätte, dass man auf dem Kurs auch eine 1:10 laufen kann, wäre ich auch mit meiner individuellen Leistung sehr zufrieden. Ich konnte abliefern als ich gefordert wurde. Das ist beruhigend für die kommenden Wettkämpfe in Zell am See und insbesondere auf Big Island.
Ein kleiner Nachtrag noch zur vielgescholtenen 12m-Regel: Wie so oft wurden fast alle, die sich auf dem Rad herausgewagt haben, von denen, und dass möchte ich explizit noch mal herausstellen, die regelkonform den 12-Meter-Abstand in der Gruppe ausgenutzt haben, bestraft. Man ist der Depp, wenn man was auf dem Rad versucht. Das Rennen war mal wieder ein Beweis dafür, dass die Windschattbox im Profifeld vergrößert werden muss.
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18. Juni 2017
Challenge Heilbronn
Zwischen total enttäuscht und komplett zufrieden können im Sport nur zwei Wochen liegen. Doch die Floskel "Das ist Sport" greift zu kurz. Ein schlechter Tag klingt für mich nach Ausrede. Im Training fühle ich mich schon mal müde, aber bei Wettkämpfen, auf die man sich Monate vorbereitet? Das ist mir zu einfach.
Wie kann es also zu so unterschiedlichen Leistungen in so kurzer Zeit kommen? Im Vorfeld beider Rennen glaubte ich jeweils gut vorbereitet zu sein. Nur zur Dekoration trete ich nicht an. Mein Außenbandriss war verheilt. Ich hatte ausreichend Zeit wieder Form aufzubauen und doch lag in meinem Umgang mit der Verletzung die Ursache der enttäuschenden Leistung.
Zu früh zu viel gewollt: der Klassiker. Das schlechte Gewissen hat mich nach der Verletzung mehr und intensiver trainieren lassen als ich vertragen konnte. Natürlich hatte ich bei dem Bewegungsmangel auch zugenommen. Gewicht, das bis zum Wettkampf runter sollte. Weniger essen als der Körper verbrennt, geht jedoch zu Lasten der Regenerartion. Zudem verschlechterten sich meine Eisenwerte im Blut, was ich jedoch erst im Nachgang des Wettkampfs überprüfen ließ. Gut gemeint ist einfach das Gegenteil von Gut.
Die einzelnen Trainingseinheiten liefen nicht schlecht. Zeit und Wattvorgaben waren zwar hart aber machbar. Ins Fliegen kam ich jedoch nie. Es war ein Kampf und biss mich durch. "Du hast schon so viel verloren." "Es kann nicht locker sein. Du warst ja verletzt." Man ist ja Meister im Verdrängen. Bis zum Rennen konnte ich mich dann nicht mehr ausreichend erholen.
Der Schwerpunkt zwischen den Wettkämpfen lang dementsprechend auf der Regeneration. Zudem versuchte ich soweit möglich meinen Eisenspiegel zu boosten und mit kurzen Belastungsspitzen die Spannung zu halten. Mit zurückkehrender Frische empfand ich in den Einheiten auch wieder mehr Freude und Vorfreude auf die mögliche Wiedergutmachung. Ich fühlte mich erneut gut präpariert.
Während des Schwimmens habe ich mich nie komfortabel gefühlt. Sich ständig stecken zu müssen, ist ein Indikator für das Schwimmen am Limit - ein gutes Zeichen. Deprimierend nur wenn Trevor Wurtele vor mir schwimmt, dessen Beine ich vor zwei Wochen noch entspannt halten konnte. In der Wechselzone kam dann die erleichternde Gewissheit. Der Rückstand mit 2 Minuten zur Spitze war wie im Vorfeld erwartet.
Und Schwups: Endorphinschub und die Beine werden locker. Allerdings wollte der Abstand zu Florian Angert nicht schnell weniger werden - bei Kilometer 25 immer noch 1:30min. Das war anders geplant. Da war sie wieder die Ungewissheit. Nach 40km konnte ich dann doch die Führung übernehmen. In Führung liegend sind die kommunizierten Abstände alt. Innerhalb von wenigen Metern variierte mein vermeintlicher Vorsprung von 2 bis zu 8 Minuten. Im Zweifel drücke ich dann lieber weiter aufs Pedal.
Nichts Neues - trotzdem nicht unbedingt beruhigend. Zumal meine Laufbeine den Ritt nicht unbeschadet überstanden hatten. Nach 3 Kilometern fand ich ein komfortables Tempo. Brauchbare Abstände erhielt ich erst gegen Ende der ersten von drei Laufrunden. Bis dorthin hatten meine ärgsten Verfolger schon einige Körner verschossen und ich konnte meinen Vorsprung bei 5 Minuten halten.
Das war der versöhnliche Abschluss meiner ersten Saisonhälfte. Nun steht erst mal eine kurze Sommerpause an bevor die Hawaiivorbereitung beginnt. Die Rennen auf dem Weg dorthin werde ich schnellstmöglich veröffentlichen.
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03. Juni 2017
The Championship
Das Profifeld scheint vielerorts zum lästigen Anhängsel geworden zu sein. Verständlich, wird doch das Geld mit den Altersklassen-Athleten verdient, durch Merchandise, Übernachtungen und Material. Gerne wird dann noch ein Name verpflichtet, der zieht - "Schlag den Weltmeister von 1984". So erhält man einfach Publicity. Der sportliche Wert bleibt auf der Strecke. Zumindest gibt es kein Windschattengelutsche, da die Leistungsunterschiede zwischen Top- und B-Profis zu groß sind.
Wollen wir jedoch in den Medien wirklich stattfinden, brauchen wir Wettkämpfe, die diesem Namen auch gerecht werden: Bei denen der Sieger nicht im Vorfeld feststeht und Gesichtern, die auch Nicht-Triathleten kennen.
Für jemand, der kurzfristig denkt, ist das uninteressant. Wettbewerb alleine ist für Profisportler kein Antrieb. Zudem muss die regelkonforme Auseinandersetzung gewährleistet sein. Wir arbeiten mit Regeln von vor über 30 Jahren. Eine Anpassung und Kontrolle der Windschattenreglung ist dringend notwendig. Langfristig wird sich das Engagement doch auszahlen. Mit spannenden Rennen vom Start bis zum Zieleinlauf ist der Triathlon auch für Mainstreammedien interessant.
The Championship in Samorin war mal wieder ein Triathlon, wie ich mir den Sport vorstelle. Ein Messen der individuellen Leistungfähigkeit. Alles war angerichtet. Die Anspannung stimmte. Recht entspannt schwamm ich in der Verfolgergruppe mit und war in der 1.Wechselzone voll bei der Musik dabei.
Allerdings schlugen dann Sebi Kienle und Lionel Sanders einen Takt an, den ich auf Dauer nicht mitgehen konnte. Ab KM 10 musste ich sie ziehen lasssen und deutlich Tempo herausnehmen. Mit der üblichen "Windschattenregelung" hätte ich wohl noch locker bis zur Hälfte gelutscht und wäre mit einer großen Gruppe in die zweite Wechselzone gerollt. So musste ich für meine schlechten Beine bezahlen.
Ich war getapert und dachte auch die Form stimmt. So kurz nach dem Rennen kann ich als Erklärung nur anführen, dass ich es mit dem Gewichtsmanagement in den letzten Tagen vor dem Rennen übertrieben habe und mich nicht so schnell erholen konnte wie das Rennen näher rückte. Mit dem Wechsel auf das Rad habe ich mich schlicht müde gefühlt. Meine Regenerationsparameter muss ich diese Woche kontrollieren lassen. Vor dem Rennen auf Hawaii versuche ich in den anderen Rennen noch mal an verschiedenen Schrauben zu drehen. Das kann auch mal misslingen.
Im Rennen ändert es nicht viel. Man versucht mit den seinen Kräften hauszuhalten. Ich brauchte eine neue Orientierung. Die üblichen Wattwerte und Kilometersplits waren nicht erreichbar. Wenn erzwingen nicht klappt, verlasse ich mich auf mein Körpergefühl und sollte es zu deprimierend werden, schaue ich auch nicht mehr auf die Uhr sondern nur noch nach den Gegnern. Das motiviert mich. Schade, dass ich keinen entscheidenden Beitrag zu diesem tollen Rennen leisten konnte. In zwei Wochen bei der Challenge Heilbronn habe ich eine neue Chance.
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02. April 2017
IRONMAN Südafrika
Der IRONMAN Südafrika hatte für mich alles zu bieten, was die Faszination Landistanztriathlon ausmacht: den Kampf gegen die Elemente, gegen meinen Körper und letztlich sogar um das Ankommen.
Südafrika ist eine der ehrlicheren IRONMAN-Strecken in der Serie. Das Meer ist oft rau. Die Radstrecke ist windanfällig und der Asphalt ist grenzwertig schlecht. In abgeschwächter Form würde ich es als das Paris-Roubaix für Zeitfahrräder bezeichnen. Auf der Laufstrecke gibt es kaum Schatten. Ich mag den Kurs einfach.
Schon im Meer fühlt man sich alleine den Elementen ausgesetzt. Zwar kann jemand 30 cm neben mir schwimmen, durch den Wellengang nehme ich aber keine Notiz von ihm. Leider entging mir auch Tempoverschärfung nach der ersten Wendeboie, die das Männerstartfeld letztlich teilte. Allerdings hätte ich eine Gruppe, die fünf Minuten schneller schwimmt, wohl ohnehin nicht halten können.
So machte ich mich alleine auf die Verfolgung der Spitze. Bis ich bei Kilometer 135 das Loch zur großen Gruppe schloss, sah ich drei Kontrahenten. Das waren recht einsame Stunden in der atemberaubenden Küstenlandschaft Südafrikas für mein Fahrrad und mich. Bis dorthin hatten sich schon Nils Frommhold und Ben Hoffman abgesetzt. Der Abstand war aber noch nicht aussichtlos und ich mit meiner Position zufrieden, so dass ich lieber bis zum zweiten Wechsel von der Gruppe profitieren als weiter attackieren wollte.
Meine Beine fühlten sich dementsprechend frisch an, als ich in die Laufschuhe wechselte und bis Kilometer 24 hatte ich das Podium noch im Blick. Allerdings machte sich ab dem Halbmarathon ein nicht vollständig auskurierter verstauchter Knöchel bemerkbar. Ich litt keine Höllenschmerzen, konnte mich nur schlecht vom Boden abdrücken.
Netterweise wurde auch um mich herum bei über 30°C fröhlich gestorben, so dass ich immerhin noch den 6. Platz ins Ziel retten konnte. Das ist auch ein Teil des Spiels. Da stehen einige der weltbesten Triathleten am Start und wenn man ihnen bei Kilometer 35 ins Gesicht schaut, nur ein in ein ausdruckloses Etwas erkennt.
Meine Ausgangslage war entspannt. Durch meinen 7.Platz 2016 brauchte ich für die erneute Hawaiiqualifikation nur das Finish. Gerne hätte ich auch noch eine zufriedenstellende Rückmeldung über meinen Trainingsstand bekommen, aber entweder stellt sie mich nicht zufrieden oder es wäre eine Mutmaßung. Für die nächste Chance muss ich noch bis zu "The Championship", Samorin warten. Da mein Körper diese Belastung erst verarbeiten muss, bevor ich in die erneute Vorbereitung einsteigen kann.
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20. Februar 2017
Tage der Wahrheit
Ich stehe morgens auf und bin so nervös wie vor einem Wettkampf. Wenn es ganz schlimm ist, bleibe ich erst mal liegen, schiebe ich die Einheiten so weit nach hinten bis ich in Zeitnot komme. Ich habe Angst vor der Trainingseinheit, Angst vor der Wahrheit, habe ich im Winter meine Hausaufgaben gemacht? Bin ich auf dem richtigen Weg? Gleich werde ich zum ersten Mal eine objektive Rückmeldung erhalten. Zeiten und Wattwerte sind schonungslos.
Gut wenn man einen Trainer hat, der einem mehr zutraut, als man selbst. Einige Einheiten würde ich mir sonst so nicht absolvieren, einige Geschwindigkeiten nicht angehen. Man kann es mangelndes Selbstvertrauen nennen, aber ich hole mir mein Selbstvertrauen im Training. Da beißt sich die Katze den Schwanz.
Zwei Monate vor der Langdistanz kommen erstmals Einheiten, wo nicht das Wollen sondern das Können für das erfolgreiche Absolvieren entscheidend ist. Die Grundlage dafür muss in den vergangenen Monaten durch stetige Arbeit (Wollen) gelegt worden sein:
10x1000m auf der Bahn sind objektiv vergleichbar. 1 bis 9 steigere ich leicht - der zehnte dann "Feuer frei". War ich so schnell genug?
6x10km im Halbdistanz-Tempo haben für mich ebendiese Aussagekraft auf dem Zeitfahrrad. Ist mein angestrebtes Renntempo realistisch?
500-400-300-200-100m mit jeweils einer Minute Pause sollen meinen Fortschritt im Schwimmen dokumentieren.
Bilanz: Muskelkater in den Oberschenkeln, Muskelkater im Hintern und anschließend Muskelkater in den Schultern. Ich weiß, dass ich kann, jetzt muss ich im letzten Block nur noch wollen.
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2. Februar 2017
Trainingslager Mallorca
Mallorca im Januar das klingt beim ersten Hören nach keiner guten Idee. Doch ich hatte spät gebucht. Das Wetter war zwar zu diesem Zeitpunkt nicht besonders, doch die Prognose versprach Besserung in den kommenden fünf Tagen bis zu meiner Anreise.
Die Wettervorhersage blieb auch stabil bis zu meiner Ankunft. In fünf Tagen sollte sich das Wetter bessern. So wurde ich Augenzeuge des verregnetesten Januars der vergangenen Jahre. Kreativität in der Trainingsgestaltung war gefragt. In der Nachbetrachtung kann ich mit einem Tag Trainingsausfall gut leben.
Die Kanaren scheinen ja das Triathlon-Mekka im Winter zu sein. Ich möchte im ersten Trainingslager der Saison primär Grundlagenkilometer auf dem Straßenrad sammeln. Da fallen die Kanaren aufgrund der Topographie und des Winds einfach weg. Trainingsgefilde in Übersee erscheinen mir wegen der Akklimatisierung bei Hin- und Rückreise wenig attraktiv. Das Infektrisiko ist mir schlicht zu hoch. Das stabilere Wetter in Spanien im Winter lässt in der Regel solides Training zu und belastet den Körper nicht unnötig bei der Reise.
Der ungewöhnlich nasse Januar im Mittelmeerraum forderte jedoch meine Kreativität heraus. Ich telefonierte fast täglich mit Peter Sauerland, um mein Training anzupassen. An einem Tag mit Schneegestöber verlagerte ich eine lange Radeinheit in zwei Blöcken auf den Balkon. Die Außentemperatur in Verbindung mit der steifen Brise vom Meer und meiner Skinfit Winterbekeidung sorgten für ein angenehmes Klima. So konnten meine Trainingspartner drinnen bei angenehmer Luftfeuchtigkeit fernsehen. Danke trotzdem an Michi Rünz vom Pro Team Mohrenwirt, der mir seine Rolle zur Verfügung stellte. An einem Tag war jedoch auch kein Laufen möglich, da sich die Straßen in Bachläufe verwandelten. Statt irgendwas halb zu trainieren und anschließend keinen wirklichen Entlastungstag zu haben, war Erholung angesagt.
Nach einer Woche näherten sich doch tatsächlich die schönen Tage der Wettervorhersage und wir kamen auch schon mal einen Tag trocken nach Hause. Bei solchen Bedingungen ist Radfahren auf Mallorca dankbar. Nach so vielen Jahren auf der Mittelmeerinsel bin ich sie immer noch nicht satt. Vielmehr bekomme ich an vielen Stellen Flashbacks: an meine ersten Hillreps nach San Salvador, den typischen Rückenwind von Arta zur Sauerland-Basis nach Font de sa Cala und viele mehr. Zur Erholung fliege ich nun nach Hause, aber die Insel sehe ich dieses Jahr sicher noch einmal wieder.
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10. Januar 2017
Langlauftrainingslager Vorarlberg
Die letzten drei Jahre bin ich dem Winter, wenn möglich, aus dem Weg gegangen.
Sobald der erste Schnee fiel und das Training mehr wurde, habe ich mich nach Spanien oder Südafrika verdünnisiert.
Mit den Jahren habe ich den Winter und die damit verbundenen Sportmöglichkeiten vermisst.
Skating hatte ich bisher noch nicht probiert.
Das wollte ich diesen Winter nachholen und so kam mir die Einladung von Skinfit nach Vorarlberg sehr gelegen.
Crosstraining nutze ich schon länger zum Trainingseinstieg.
So habe ich die letzten Jahre Inline-Skating, Querfeldeinlauf und Ballsportarten zum Wiederbeginn ins Training integriert.
Nach Weihnachten bin ich im Trainingsprozess allerdings schon weiter, ob da Crosstraining noch Sinn macht?
Gerade klassisches Langlaufen empfand ich in der Vergangenheit aufgrund der geringen Geschwindigkeit als langweilig.
Wenn ich schneller "richtig" Laufen kann, warum soll ich mir dann Ski unter die Füße schnallen?
Zum ambitionierten Skitourengehen fehlt mir die Erfahrung.
Skating wollte ich jedoch aufgrund zahlreicher positiver Berichte eine Chance geben.
Zum Glück vermittelte mir Skinfit einen Einsteigerkurs bei der Langlaufschule Au-Schoppernau.
Im Fernsehen sieht die Bewegung so leicht aus.
Die Technik entpuppte sich jedoch als komplexer als gedacht.
Zwar half mir mein Skigefühl vom alpinen Skifahren und das Bewegungsgefühl vom Inlineskating beim Einstieg.
Die Koordination mit den Stöcken empfinde ich jedoch als anspruchsvoll. Gerade wenn nicht parallel sondern wie beim Anstieg diagonal gearbeitet wird.
Da sind meine neuronalen Verbindungen wohl schon zu gefestigt. Beine und Arme unterschiedlich voneinander zu koordinieren fällt mir ohnehin schwer.
Mich reizt es aber, wenn mir Dinge nicht einfach zufliegen und ich mich anstrengen muss, um mich zu verbessern. Dann kann ich mich an den Fortschritten um so mehr erfreuen.
Wenn die Bedingungen passen, bin ich auch schneller unterwegs als zu Fuß.
Die Ski an den Füßen machen also Sinn.
Zudem stärkt die Bewegung meine Körpermitte.
So kann ich das ungeliebte Stabitraining in die freie Natur verlegen.
Trotzdem nutzte ich das firmeneigenen Fitnessstudio von Skinfit zum ergänzenden Krafttraining.
Auch baute ich Rad-, Lauf- und Schwimmeinheiten ein, um Überbelastungen durch die ungewohnte Skatingbewegung zu vermeiden und gleichzeitig die zu diesem Saisonzeitpunkt notwendigen Umfänge zu realisieren.
Jeden zweiten Tag bearbeitete ich die Loipe. Der Ausgangspunkt im Vorarlberger Rheintal war auch dahingehend perfekt, als dass trotz Schnee in der Bergen,
die anderen Disziplinen uneingeschränkt möglich waren.
Nebenbei gefällt mir auch die Klimabilanz bei einem solchen Trainingslager besser.
Das mag bei meinen Jahresflugkilometer vermessen klingen, aber wenn ich in dieser Phase der Saison auch ohne Flug optimal trainieren kann, werde ich diese Möglichkeit in Zukunft öfter nutzen.
Da die ersten Wettkämpfe nun näher rücken, ich spezifischer trainieren möchte, strafe ich mich selbst Lügen und fliege schon am Wochenende nach Mallorca für weitere Grundlagenkilometer.
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